Über Heike
Heike erblickte am Donnerstag, den 9. Juni 1977, es war ein Feiertag,
Fronleichnam, um 14:15 Uhr im Diakonie-Krankenhaus Schwäbisch Hall,
das Licht der Welt. Ich war 22 Jahre jung.
Es war eine schwere Geburt. Heike musste mit der Saugglocke geholt werden.
Sie wog 2900 Gramm und war 48 cm groß. Ihr Kopfumfang betrug 33 cm.
Bedingt durch den Neubau unseres schmucken Einfamilienhäuschens war geplant,
dass ich nach acht Wochen Mutterschutz wieder meinem Beruf nachging.
Heike war bei ihrer Tante Toni und Onkel Andreas, zu welchen wir sie jeden Morgen brachten,
gut aufgehoben und liebevoll umsorgt. Im Haushalt von „Tante Toni“, wie sie liebevoll alle nannten, lebten noch ihre beiden Kinder
Anita (19) und Thomas (17) sowie drei Opas (Vater August, dessen Bruder Gottlob und Schwiegervater Andreas).
Im Haus gegenüber wohnte die Schwester von Toni, Tante Inge mit ihrem Ehemann Walter und ihren Kindern Silvia
(21 J.) und Frank (13 J.). Sie ist Kindergärtnerin am Ort und war für Heike ein Glücksfall in punkto Betreuung.
Und mitten drin in dieser Familienidylle - unser Nesthäkchen Heike.
Sie wurde von allen geliebt, betreut und natürlich auch verwöhnt.
Sie war zu dieser Zeit halt das einzige „Enkelkind“ in dieser liebenswerten Gemeinschaft.
So fuhr Onkel Gottlob Heike mit dem Kinderwagen jeden Morgen bereits um sieben Uhr spazieren,
gleichgültig welches Wetter herrschte. Er sagte immer: „Frische Luft ist gesund“.
Als sie laufen konnte, gingen sie spazieren.
Heike war dadurch abgehärtet und so gut wie nie erkältet oder hatte andere Krankheiten.
Uropa Andreas sagte immer Heidi zu ihr und hatte stets Angst, Heike könnte sich beim Spielen verletzen.
Deshalb saß er jedes Mal auf einem Stuhl in ihrer Nähe und passte auf sie auf.
Opa August, der Vater von Tante Toni litt schwer an Asthma.
Auch er mochte Heike sehr und schenkte ihr immer was zum Naschen.
Das nutzte Heike natürlich reichlich aus.
Anita ging mit Heike immer zum Shoppen und kaufte ihr die schönsten Kleider.
Das übrigens war Heike’s Lieblingsbeschäftigung - bis zwei Monate vor ihrem Tod.
Silvia und Tante Inge bastelten sehr gerne mit ihr und brachten Heike Lieder und Gedichte bei.
Jeden Freitag bereitete Tante Toni für die ganze Gemeinschaft das Mittagessen zu.
Es gab Fisch und Kartoffelsalat. Heike hat dieses intakte Familienleben sehr genossen.
Für Tante Toni war es sehr wichtig, morgens mit Heike zu frühstücken.
Sie deckte den Tisch immer sehr liebevoll.
Besonders in der Weihnachtszeit gab sich Tante Toni viel Mühe mit Kerzen und selbst gebastelten
Gestecken das gemeinsame Heim zu schmücken.
Heike, Tante Toni sowie die „drei Opas“ sangen gerne Weihnachtslieder oder hörten Weihnachtsgeschichten.
Mit drei Jahren ging Heike sehr gerne in den Kindergarten zu ihrer „Tante Inge“.
Mit sechs Jahren wurde sie in der hiesigen Grundschule eingeschult.
Die ersten zwei Jahre war für sie die Schule allerdings nicht so wichtig.
In Mathe, in der vierten Stunde bei Herrn Klose, schaute Heike lieber den Vögeln und Bienen zu
oder sie spielte mit Kastanien oder Wahlnüssen, welche sie mit in die Schule nahm.
Ab der 5. Klasse Hauptschule musste sie mit dem Bus nach Schwäbisch Hall fahren.
Heike war eine gute Schülerin und eine kleine Rebellin zugleich.
Sie verliebte sich in zahlreiche Jungs und hatte dadurch natürlich oft auch Liebeskummer.
Sie verteidigte alle „schwachen“ Kinder weil sie meinte, sie muss jeden beschützen.
Wenn sie glaubte Recht zu haben, dann nutzte sie alle Möglichkeiten um es durchzusetzen.
Sie beendete die 9. Klasse Hauptschule mit einem sehr guten Zeugnis.
Sie absolvierte nun eine zweijährige Berufsfachschule und machte anschließend eine Ausbildung zur
Industriekauffrau bei der Firma Röger Saunabau in Sittenhart.
Nach ihrem erfolgreichen Abschluss bewarb sich Heike bei der Bausparkasse Schwäbisch Hall,
bei welcher auch ihr Papa arbeitet. Sie ist der größte Arbeitgeber der Region und zugleich
die größte Bausparkasse Deutschlands – die mit den vier roten Steinen.
Hier lernte sie eine gute Freundin kennen. Sie hieß Elfi war einige Jahre älter als Heike und sehr erfahren.
Sie nahm Heike unter ihre Fittiche und brachte ihr Einiges bei.
Nach zwei Jahren wechselte Heike in eine andere Abteilung und hatte sehr gute, verantwortungsvolle Aufgaben,
welche sie mit großer Begeisterung anging und erledigte. Das Betriebsklima im Team war bestens und von hoher
gegenseitiger Wertschätzung geprägt. Dies sowohl von KollegInnen als auch von Heikes Vorgesetzten.
Heike brachte viel Schwung und Sonne in die Abteilung. Sie nahm nie ein Blatt vor den Mund und sprach immer
offen und ehrlich aus was sie gerade dachte. Ihre Ziele verfolgte sie mit Bedacht aber beharrlich bis ans Ende.
Miriam, ihre beste Freundin, lernte Heike in der 5. Klasse Hauptschule, SZW kennen.
Beide unternahmen sehr viel und waren auch oft „unterwegs“ Disco, Tanzen usw.
Auch mit Simone und Antje, die sie von Klein auf kannten, verband Sie vieles.
Die Eltern der beiden sind sehr gute Freunde von uns.
Heike lernte bereits mit drei Jahren Ski fahren. In Südtirol auf dem Kronplatz,
begann in einem Skikindergarten ihre Skifahrerkarriere.
Seit etwa 20 Jahren gehen wir mit unseren Kindern Heike und Tobias sowie dem befreundeten
Ehepaar Karl und Heiburg Thier und deren drei Kindern Marion, Volker und Annette in der
Faschingswoche zum Ski fahren nach Großarl in Österreich.
Bei Adi und Hilde Prommegger waren und sind wir sehr gut aufgehoben und in dieser Zeit verbindet uns ein
familiärer Charakter mit unseren Gastgebern.
Erstmals 2008 waren wir alle wegen Heikes Schicksal nicht in der Lage diesen Urlaub anzutreten.
Mit den Thiers haben wir ferner seit vielen Jahren Wanderungen und Faradtouren unternommen sowie
einige Sommerurlaube mit dem Wohnwagen verbracht, vorwiegend an der Ost- und Nordsee.
An ihrer Arbeitsstelle, es war am 12. März 2003, lernte Heike ihren Mann Thomas kennen.
Im Frühjahr 2006 planten beide ein Haus zu bauen und zu heiraten.
Am 26. August 2006 haben sie geheiratet und am 7. Oktober 2006 sind sie in ihr neues Haus eingezogen.
Das Weihnachtsfest 2006 haben wir bei Heike und Thomas gefeiert. Das war unser letztes Weihnachtsfest mit Heike.
Am 26. Mai 2007 fuhren wir zusammen mit Thomas Kindern Lea und Nico, sowie Heikes Freundinnen,
Antje und Damares nach Bibbione, Italien in den Urlaub. Hier fing Ihre Krankheit an: Magenschmerzen,
Durchfall, Bauchschmerzen.
Sie konnte einfach nichts essen...
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