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  • Auf dieser Seiten fanden wir Menschen, die ebenso wie wir einen Verlust zu beklagen haben. Auch Heike hat auf dieser Seite Ihren Platz gefunden.

Diesem sehr persönlich und ergreifend geschilderten Erfahrungsbericht , geschrieben von Christa Scherer sei an dieser Stelle der höchste Respekt gezollt. All diese Erlebnisse niederzuschreiben und so alles nochmal durchzumachen, muss einem Menschen extrem viel Kraft abverlangen.
Christa und Hugo Scherer freuen sich sicher sehr über ein paar aufbauende Worte im Gästebuch oder eine kurze E-Mail.


Über ihre Krankheit
Ende Oktober 2006 fing es an. Heike hatte immer wieder Magendrücken und -krämpfe. Sie sagte immer: "Mama dein Essen bekommt mir nicht." Sie konnte jedes Mal nur wenig essen und nahm immer mehr ab.
Urlaub
Pfingsten 2007 fuhren mein Mann und ich, Heike, ihr Mann Thomas und dessen Kinder Nico und Lea, nach Italien in den Urlaub. Mit dabei waren zwei Freundinnen von Heike, Damaris und Antje.

Alles ging bis zum 6. Juni gut. An diesem Tag hatte Nico Geburtstag und Heike hatte wieder Magenschmerzen. Die ganze Nacht litt sie an Durchfall und musste spucken. Wir gingen zum Arzt, der aber nur meinte, dass sie eine Magenverstimmung hätte. Nach 3 Tagen war es wieder besser und wir fuhren nach Hause.
Zu Hause
Hier wollten wir ihren 30. Geburtstag feiern, aber die Schmerzen kamen wieder und wir feierten nur im kleinen Kreis.
Beim Arzt
Heike ging zu ihrer Hausärztin, welche aber nichts feststellte. Sie meinte nur, es wäre die Psyche (Nerven). Es wäre alles ein bisschen zu viel gewesen in der letzten Zeit (Hausbau, Hochzeit, Beruf, Familie).
Krankenhaus
Am Samstag den 15.09.2007 hatte sie solche Schmerzen, dass sie nicht mehr laufen konnte. Wir brachten sie ins Krankenhaus. Nach 3 Tagen war sie wieder zu Hause. Diagnose: Es fehlt ihr nichts.
Sie fragte den Arzt: "Habe ich Krebs?"
Antwort: "Nein, keine Anzeichen für Krebs."
Magenspiegelung
Am 26.09.2007 ging ich mit ihr zur Magenspiegelung. Anschließend fragte sie wieder den Arzt, ob sie Krebs habe. Antwort: "Nein, keine Anzeichen für Krebs"! Nach einer Woche hatten wir das Ergebnis. Alles in Ordnung bis auf ein Magengeschwür. Harmlos nichts Besonderes.
Heike sagte wieder: "Bitte nicht Krebs"!
Frauenarzt
Die Frauenärztin stellte fest, dass sich im Bauchraum Flüssigkeit gebildet hat. Sie schickte Heike zum CT. Ergebnis: Alles in Ordnung und abwarten.
Heikes Frage war wieder: "Habe ich Krebs"?
Über mich
Ich wurde immer unruhiger und nervös. Heike ging die ganze Zeit Arbeiten und war jeden Tag für ein paar Stunden bei uns zu Hause.
Sie machte mich ganz wirr.
"Mama ich glaube ich habe Krebs."
Ich sagte nein, sie solle doch Vertrauen zu mir haben.
Sie vertraute mir und ich habe sie enttäuscht. Die ständige Ungewissheit, dass da doch was sein könnte, machte mich total verrückt.
Keine Besserung
Die Magenschmerzen kamen und gingen. Manchmal hatte sie Durchfall oder aber es ging nichts. Zu ihrer Arbeitskollegin Bärbel sagte sie, ich möchte mal wieder richtig auf die Toilette gehen können.
2. Magenspiegelung
Am 08.10.2007 hatte sie wieder eine Magenspiegelung. Ich war natürlich bei ihr. Am 11.10.2007 eine Darmspiegelung. Wir mussten wieder 7 Tage auf das Ergebnis warten.
Ergebnis: Alles in Ordnung, sogar das Magengeschwür wäre verschwunden.
"Habe ich Krebs?", fragte Heike wieder den Arzt.
Hausärztin
Sie machte mit Heike alle denkbaren Tests. Alles in Ordnung! Sie schickte uns aber noch mal zum CT. Und wieder die bange Frage: "Habe ich Krebs"?
Naturheilpraxis
In der Zwischenzeit waren wir ein paar Mal bei meiner Bekannten, welche Heilpraktikerin ist. Auch sie konnte nichts feststellen. Heike war auf ein paar Sachen allergisch, aber sonst war alles in Ordnung. Aber auch hier die schon stereotype Frage: "Habe ich Krebs?"
Ich konnte den Satz schon nicht mehr hören und sagte zu Heike, dass ich sie in eine Nervenklinik schicke. Sie war sauer mit mir.
Computer Tomographie (CT)
Donnerstag, 08. November: wieder CT Aufnahmen.
Es hatte sich noch mehr Flüssigkeit im Bauchraum gesammelt. Der Arzt sah Heike so liebevoll an (ich dachte er flirtet mit ihr). In der Zwischenzeit weiß ich, dass er nur Mitleid mit ihr hatte. Er wusste wohl, dass sie sterben muss.
Das Urteil
Montag, 12. November um 17:10 Uhr sagte ihr der Arzt, dass sie Krebs hat! Sie war in dieser Situation alleine, ich war nicht bei ihr.
Ich sagte noch zu Heike:
"Gehe bitte alleine zum Arzt, sie finden sowieso nichts."
Das war ein großer Fehler von mir, der mir heute noch sehr zu schaffen macht. Bei allen Untersuchungen war ich stets mit Heike bei den Ärzten und gab ihr so Rückhalt. Es wurde festgestellt, dass sich auf der Leber bereits Metastasen in der Größe von 4 cm Durchmesser gebildet haben.
Krankenhaus
Dienstag, 13. November gingen wir, Heike und ich, ins Krankenhaus in Schwäbisch Hall. An den folgenden 3 Tagen wurde sie in alle Richtungen untersucht. Heike wog zu diesem Zeitpunkt nur noch 47 kg. In einem vertraulichen Gespräch mit einer behandelnden Ärztin sagte sie zu mir:
"Ihre Tochter wird Weihnachten nicht mehr erleben, machen sie ihr noch ein paar schöne Tage."
Sie war die einzige vom Ärztestab die offen und ehrlich zu uns war und uns das mitteilte, was wir nicht glauben bzw. hören wollten.
Am Freitag, 16. Nov. schickten sie Heike wieder nach Hause, weil sie auf die Ergebnisse der Untersuchungen warten müssen. Diese Zeit könne sie auch zu Hause überbrücken.
Zu Hause
Heike war den ganzen Tag bei mir zu Hause. Am Abend holte sie ihr Mann ab und sie verbrachte die Nacht in ihrem eigenen Heim. Tagsüber versorgte ich sie so gut ich konnte und versuchte sie auf andere Gedanken zu bringen. Ohnmächtig und hilflos warteten wir stündlich auf die Mitteilung des Ergebnisses vom Krankenhaus. Ihr Bauch wurde unterdessen immer dicker und sie spürte Schmerzen am ganzen Körper.
Putzen
Am Samstag, 01.12.2007, hatte sie das Verlangen ihr neu erbautes, schmuckes Eigenheim gründlich zu säubern. Sie putzte die Fenster und brachte "ihr neues Zuhause" so gut es ging in Ordnung.
Am 02.12.2007 zog sie dann ganz zu uns. Heike wollte in unserer Nähe sein. Sie gab mir ihr Handy, das sie über alles liebte und sagte:
"Mama, ich bin für Niemanden mehr zu sprechen."
Erneut nach Hause geschickt
Am 03.12 2007 gingen wir wieder ins Krankenhaus, weil Heike fürchterliche Schmerzen hatte und ihr Bauch immer dicker wurde. Ihr Bauchumfang wuchs rasant von 60 cm auf 71 cm an. Sie konnte kaum noch sitzen.
Die Ärztin sage: "Sie wissen doch, dass ihre Tochter schwer krank ist und wir die Laborberichte abwarten müssen, erst dann können wir sie behandeln."
Also gingen wir wieder zu uns nach Hause. Es war deprimierend.
Klinikwechsel
Unterdessen versuchte mein Mann über einen Krebsspezialisten aus Heidelberg, Heike in eine Krebsklinik nach Freiburg zu verlegen. Wir sahen darin einfach größere Chancen, Heike zu helfen. Leider scheiterte dies an der sich dramatisch verschlechternden Situation von Heikes Zustand.
Erneut Krankenhaus
Am 09.12.2007 ging es Heike so schlecht, dass ich sie erneut ins Krankenhaus brachte. Ihr Bauch hatte jetzt einen Umfang von 79 cm erreicht. Nach 2 Nächten schickten sie Heike wieder nach Hause.
Ich glaube, dass Heike spätestens zu diesem Zeitpunkt wusste, dass sie sterben muss.
Sie ließ sich aber diese unmenschliche, fürchterliche Wahrheit nicht anmerken und war zu diesem Zeitpunkt unwahrscheinlich tapfer.
Sie war sehr oft im Internet um über das Thema "Krebs" zu recherchieren.
Krebs: CUP- Syndrom "Metastasen ohne Tumor"
Auf unseren Druck hin, Heike in eine andere Klinik zu verlegen, teilten uns die leitenden Ärzte mit, mit der Chemo-Therapie zu beginnen. Voraussetzung war aber, dass ihre Blutwerte in Ordnung waren – was leider nicht der Fall war. Die Therapie musste wieder verschoben werden.
Endlich geht es los
Heike war trotz ihres sehr kritischen Zustandes voller Energie und Zuversicht. Sie duschte sich alleine und wusch auch ihre Haare, alles ohne fremde Hilfe, was die letzten Tage nicht mehr möglich war.
Sie sagte zu ihrem Papa: "Papa jetzt geht es endlich los."
Mein Mann hat sehr viele Nächte an ihrem Bett verbracht, da sie nicht schlafen konnte. Sie wollte keine Schmerztabletten nehmen, weil sie die Befürchtung hatte, dass wenn sie sie braucht, dass sie dann nicht mehr wirken.
Die schlimmsten Tage
Dienstag 11.12.2007
Endlich ging es mit der Chemo los und wir waren sehr zuversichtlich, dass alles gut wird. Wir waren bis 19:30 Uhr im Krankenhaus, dann dürfen wir nach Hause. Heike ging es den Umständen entsprechend gut.

Mittwoch 12.12.2007
Die zweite Chemo folgte. Es ist wieder nichts Außergewöhnliches passiert. Wir durften gegen 20:00 Uhr nach Hause.

Donnerstag 13.12.2007
Die dritte Chemo stand an. Heike war jetzt so schwach, dass sie nichts mehr trinken wollte bzw. konnte. Ich flößte ihr alle halbe Stunde etwas zum Trinken ein, weil man mir sagte, dass sie viel trinken soll. Die restliche Zeit verbrachte ich mit beten. Wenn ich gewusst hätte, dass sie sterben muss, hätte ich sie schlafen lassen. Heike, verzeihe mir.

Freitag 14.12.2007
Die Ärzte beschlossen, dass Heike in ihrem Zustand im Krankenhaus bleiben soll und ich blieb natürlich bei Heike. Wir bekamen ein eigenes Zimmer.

Samstag 15.12.2007
Heike ging es den Umständen entsprechend gut. Sie stand alleine auf, wusch sich, machte Turnübungen. Ihr Bauch allerdings war inzwischen auf 79 cm Umfang gewachsen und sie wog inzwischen 63 kg. Essen konnte sie nichts. Die Ärzte sagten, ihr Zustand sei kritisch aber stabil. Was immer das auch heißen mag. Ich betete zu Gott: "Lass mein Kind leben!"

Sonntag 16.12.2007
Heike ging es bedingt durch die Medikamente die sie verabreicht bekam, relativ gut. Sie aß ein bisschen Brot und trank Kaffee, was sie schon lange nicht mehr tat. Die Ärzte sagten zu ihrem Zustand immer wieder, dass er kritisch aber stabil sei. Am Nachmittag wurde sie unruhig. Sie wartete voller Unruhe auf ihren Mann. Sie wollte ihm was sagen, aber er kam zu spät und sie war sauer auf ihn. Als Thomas spät abends nach Hause gehen wollte und er schon an der Tür stand, rief sie ihn zurück. Sie verabschiedete sich ganz liebevoll von ihm, als ob sie wusste, dass es das letzte Mal sein würde. Ich machte ihr noch ein heißes Fußbad, da ihr am ganzen Körper kalt war und massierte ihre Beine. Sie schlief sehr unruhig und wir unterhielten uns noch eine lange Zeit.

Montag 17.12.2007
Heike war sehr schwach und sie musste ständig auf die Toilette.
Aber es ging nichts. Sie schlief fast den ganzen Tag. Durch die Medikamente die sie verabreicht bekam, hatte sie fast keine Schmerzen. Ich dachte, gut so Heike, dann kannst du dich erholen und wirst gesund. Ich war blind und voller Hoffnung. Sie war in der Nacht wieder unruhig und ich fragte sie, was los ist. Sie antwortete: "Mama, ich richte mir gerade ein neues Zimmer ein!" Sehr oft versuchte sie in der Nacht auf die Toilette zu gehen. Sie quälte sich sehr, aber immer ohne Erfolg. Um 4 Uhr morgens brauchte sie Sauerstoff zum atmen. Sie bekam keine Luft mehr. Der Krebs wucherte in ihrem Körper und nahm ihr buchstäblich die Luft weg.

Dienstag 18.12.2007
Sie war so schwach, dass sie nur noch auf mich reagierte, wenn ich sie ansprach. Ärzte und Schwestern ignorierte sie. Obwohl sie im Sterben lag, sagten die Ärzte: "Ihr Zustand ist kritisch aber stabil." Eine Schwester nahm mich zur Seite und sagte zu mir: "Ihre Tochter wird diese Nacht sterben."
Ich konnte oder wollte es nicht glauben.
Ich betete wieder zu Gott: "Bitte lass mein Kind nicht sterben."
Mir war entgegen meinem Wunsch klar geworden, dass wir uns von Heike verabschieden müssen.

Um 17 Uhr betete ich: "Lieber Gott, lass Heike endlich in Würde sterben."
Ich konnte es nicht mehr mit ansehen, wie sie litt, wie sie sich quälte.

Um 19 Uhr kamen ihre drei Freundinnen, Antje, Simone und Damaris, um sich von ihr zu verabschieden. Heike bekam diese bewegenden Momente durchaus mit und man spürte förmlich, dass sie antworten und Lebewohl sagen möchte. Doch sie war zu schwach.
Um 19.45 Uhr verließen sie Heikes Zimmer.

Ein Blick aus dem Fenster vermittelte einen wunderschönen, leuchtenden orangefarbenen Horizont. Vor diesem beeindruckenden Hintergrund zogen sehr viele Vögel immer wieder ihre Kreise zum Himmel und zurück zu Heikes Fenster. Gerade so, als wollten sie Heike abholen und in den Himmel bringen.

Um 20:30 Uhr nahm sie das Sauerstoffgerät ab. Ich sagte noch zu Heike, dass sie es noch weiter benutzen soll. Sie wollte aber nicht mehr.

Um 21:10 Uhr stand sie auf und fiel in die Arme von ihrem Papa. Ihr Mann Thomas und ihr Papa legten sie wieder vorsichtig in ihr Bett zurück.
Ich streichelte ihre Hand und sagte zu Heike:
"Es wird alles wieder gut."
Dann verstarb sie.
Ich drückte ihre Augen zu und fing an zu beten.

Deine Mama